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Der Kanton Uri stellt sich der Herausforderung Demenz

12. November 2015
Die Zahl der an einer Demenz erkrankten Menschen wird sich in den nächsten 20 Jahren fast verdoppeln. Demenz gehört damit zu den grossen gesellschaftlichen Herausforderungen. Der Kanton Uri reagiert auf diese Entwicklung und erarbeitet ein kantonales Demenzkonzept.

Demenzerkrankungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen im Alter. Heute leben in der Schweiz gemäss der Schweizerischen Alzheimervereinigung (ALZ) gegen 120'000 Menschen mit einer Form von Demenz. Etwa die Hälfe von ihnen lebt zu Hause und wird von Angehörigen betreut und gepflegt. Im Jahr 2035 werden fast doppelt so viele Menschen von der Erkrankung betroffen sein.

Für den Kanton Uri heisst das:
- Anzahl Demenzkranke 2014: zirka 560 Personen
  • Anzahl Demenzkranke 2035: zirka 990 Personen
  • Jährlich ist mit rund 140 Neuerkrankungen zu rechnen.

In den nächsten Jahren wird die Altersgruppe der über 65-Jährigen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung markant steigen. Damit erhöht sich auch das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Gleichzeitig verändern sich die familialen Strukturen. Gestützt auf die Erkenntnisse, die sich aus der demografischen Entwicklung ergeben, haben der Bund und die Kantone den Handlungsbedarf erkannt. Im November 2013 hat der Bund die "Nationale Demenzstrategie 2014 - 2017" verabschiedet. Diese umfasst eine Bestandsaufnahme der Demenzversorgung und zeigt den prioritären Handlungsbedarf auf.

Zielsetzungen der nationalen Demenzstrategie

Der an Demenz erkrankte Mensch und die ihn im Alltag begleitenden Bezugspersonen stehen im Mittelpunkt der Nationalen Strategie. Oberstes Ziel ist, "dass alle Menschen mit einer Demenzerkrankung in allen Krankheitsphasen Zugang zu qualitativ hochstehenden, niederschwelligen und kontinuierlichen Angeboten einer integrierten psychosozialen, medizinischen und pflegerischen Versorgung haben". Weiter soll mit der nationalen Strategie sowohl ein besseres Verständnis der Demenzerkrankungen als auch die Akzeptanz der Betroffenen in der Gesellschaft gefördert werden. Die nationale Demenzstrategie beinhaltet folgende vier Handlungsfelder:
  1. Gesundheitskompetenz, Information und Partizipation
  2. Bedarfsgerechte Angebote
  3. Qualität und Fachkompetenz
  4. Daten und Wissensvermittlung

Perspektivenwechsel – Weichen für die Zukunft stellen

Die Pflege und Betreuung von an Demenz erkrankten Menschen ist anspruchsvoll. Sie bedingt auch geeignete Strukturen, zu denen beispielsweise verschiedene Wohn-, Pflege- und Betreuungsformen gehören. Weiter braucht es aber auch Hilfs-, Entlastungs-, Informations- und Beratungsangebote für Angehörige sowie eine kontinuierliche Weiterbildung aller Fachpersonen aus den verschiedenen Fachrichtungen. Die Angebote und Leistungen müssen dabei gut koordiniert, aufeinander abgestimmt und vernetzt werden. Dabei gilt es, Sensibilität für Demenz zu schaffen und insbesondere die heutigen Bedürfnisse demenzkranker Menschen und ihrer Bezugspersonen besser einzubeziehen.

Kantonales Demenzkonzept Uri

Eine demenzgerechte Anpassung der Versorgungsstrukturen sowie die Sicherstellung und Erhöhung der Qualität von Versorgungsdienstleistungen liegen in der Verantwortung der Kantone und der Gemeinden. Dies hat die Urner Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion veranlasst, ein kantonales Demenzkonzept zu erstellen. Es soll auf der Grundlage der nationalen Strategie die Versorgungslücken und den Handlungsbedarf in Uri sowie konkrete Umsetzungsmassnahmen und Verantwortlichkeiten aufzeigen. Das Konzept soll partnerschaftlich unter Einbezug aller Akteure und der Gemeinden erarbeitet werden.

Zur Vorbereitung der Konzeptarbeit wurde im April 2015 eine IST-Analyse in Form einer Befragung bei den Urner Pflegeheimen, der Spitex, der Ärzteschaft, im Kantonsspital Uri, den Gemeinden sowie bei weiteren Institutionen und Organisationen im Gesundheitswesen im Kanton durchgeführt. Die Hauptergebnisse aus dieser Befragung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
  • Bezahlbare, niederschwellige Entlastungsangebote für betreuende und pflegende Angehörige ausbauen.
  • Wohnformen und -angebote den heutigen Bedürfnissen anpassen.
  • Demenzdiagnose: Fachkompetenz bei der Ärzteschaft fördern und zentrale Anlaufstelle schaffen.
  • Interdisziplinärer Austausch und Koordination zwischen den Akteuren verbessern; Schnittstellenmanagement aufbauen.

Zentrale Aspekte einer neuen Sichtweise auf Demenz sind weiter ein demenz-freundliches Klima in der Gesellschaft, demenzspezifische ethische Leitlinien und eine bessere konzeptuelle Verankerung von Demenz bei den Leistungserbringern.

Gemeinsamer Auftakt

Der Prozess der Konzepterarbeitung steht am Anfang. Ausgehend von der nationalen Demenzstrategie 2014 - 2017 und den Ergebnissen der Befragung der Urner Akteure wurde das Projekt am 11. November 2015 mit einer Informationsveranstaltung im Alters- und Pflegeheim Rüttigarten in Schattdorf gestartet. Regierungsrätin Barbara Bär konnte zu dieser Startveranstaltung rund 50 Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden, der Pflegeheime, der Spitex-Organisationen, des Kantonsspitals sowie weiterer Organisationen begrüssen.

Dr. phil. Bettina Ugolini, Leiterin der Beratungsstelle "Leben im Alter" an der Universität Zürich und Demenzexpertin, stellte in ihrem Einstiegsreferat "Demenz-Perspektiven" neue Sichtweisen auf Demenz vor. Sie zeigte auf, warum Demenz alle angeht, und wie den damit verbundenen Herausforderungen begegnet werden kann. Projektleiterin Margrit Freivogel informierte zudem über die nationale Demenzstrategie und präsentierte die wesentlichsten Ergebnisse der Befragung vom April 2015 zur IST-Situation im Kanton Uri.

Regierungsrätin Barbara Bär orientierte über das geplante Vorgehen: Im Rahmen von Workshops werden die beteiligten Akteure im nächsten Jahr in die Erarbeitung des Urner Konzepts einbezogen. Zudem wird auch eine kantonale Begleitgruppe gebildet, die das Projekt fachlich unterstützt. Das kantonale Demenzkonzept soll im ersten Quartal 2017 vorliegen.

Demenz

Demenz ist angesichts der steigenden Zahl der Erkrankten eine der grössten gesellschaft-lichen Herausforderungen.
Prävention, Diagnose, Behandlung, Pflege und Betreuung, Entlastung für pflegende Angehörige - gibt es im Kanton Uri genügend Angebote für alle Betroffenen? - Auch in Zukunft ? Antworten auf diese Fragen soll das Demenzkonzept für den Kanton Uri geben.

Weitere Informationen:
www.memo-info.ch

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Medienauskünfte erteilt:

Barbara Bär, Regierungsrätin
Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion Uri
Telefon 041 875 21 51
E-Mail barbara.baer@ur.ch
v.l.n.r.: Dr. phil. Bettina Ugolini, Regierungsrätin Barbara Bär, Margrit Freivogel, Projektleiterin
v.l.n.r.: Dr. phil. Bettina Ugolini, Regierungsrätin Barbara Bär, Margrit Freivogel, Projektleiterin

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