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Goldener Uristier - Der Urner Volksmusikpionier Jonny (Ernst) Gisler wird ausgezeichnet

6. Oktober 2017
Der Regierungsrat verleiht den «Goldenen Uristier» an den Bürgler Jonny (Ernst) Gisler, Volksmusikant und Komponist, für seine ausserordentlichen Leistungen zugunsten der Urner und Schweizer Volksmusik. Die Feier findet am Samstag, 6. Januar 2018, 17 Uhr, im Haus für Kunst Uri in Altdorf statt.

Der Regierungsrat schlägt jeweils eine Persönlichkeit oder eine Institution vor, die sich in ausserordentlicher Weise für den Kulturraum Uri eingesetzt hat. Dieses Jahr geht die Auszeichnung «Goldener Uristier» an einen Exponenten der Volks- und konzertanten Ländlermusik, an Ernst (Jonny) Gisler, wohnhaft in Bürglen. Eine Persönlichkeit, die sich mit der virtuosen Spielweise und grossem kompositorischen Geschick weit über den Kanton Uri einen Namen gemacht hat. Die Verleihung erfolgt - wie in den letzten Jahren - im Rahmen der Urner Werk- und Förderungsausstellung der Kunst- und Kulturstiftung Uri im Haus für Kunst Uri.

Jonny Gisler, geboren am 24. Mai 1930 in der Langmatt Bürglen, als sechstes von neun Geschwistern, verspürte schon in den mittleren Schuljahren den unwiderstehlichen Drang, auf der Schwyerorgel seines früh verstorbenen Vaters zu spielen. Noch als Schulbub trat er mit den Geschwistern Fred, Julius, Alois und Marieli als «Gislerbuäbä» auf. Später spielte er mit den im gleichen Haus wohnenden Kollegen Franz und Kari Gisler als Trio Gisler auf. Man sprach vom «Volksmusiknest in der Langmatt». Es folgten zahlreiche Auftritte, nicht nur, aber immer auch im Restaurant Schützenhaus (chez Bibi).

Bedeutende Stellung in der Innerschweizer Volksmusik

Jonny Gisler nimmt seit Jahrzehnten eine bedeutende Stellung in der Innerschweizer Volksmusikszene ein. Vergleichbar mit dem verstorbenen Otto Truttmann, dessen virtuoses Blockflötenspiel in der ganzen Schweiz bekannt wurde. Jonny Gislers harmonische, an sein Vorbild Albert Hagen erinnernde Kompositionen finden weit über das Urnerland hinaus eine grosse Zuhörerschar. Sein humorvoller Charakter, seine Bescheidenheit und das grosse musikalische Können erklären den Erfolg. Die Karriere begann mit den Handorgelduetten Gisler-Bissig und Gisler-Schmidig (Franz Schmidig sen.). Schon bald bestritt er unzählige Auftritte mit Koryphäen der Schweizer Volksmusik wie Köbi Buser, Werner Lustenberger, Fredy Zwympfer oder Franz Nauer. Während eines halben Jahrhunderts spielte er mit dem Trio Gisler. Immer wieder wurde er für Radio- und Fernsehauftritte eingeladen und zahlreiche Schallplatten und CD-Produktionen kamen in den Verkauf. Ein spezielles Erlebnis war im Jahr 1979 die Herausgabe des Tonträgers «Ürnergmüet» mit seinem Sohn Paul. Auf Drängen der Volksmusikfreunde entstand 1996 schliesslich auch die liebliche CD «Chum guet hei», mit wiederum unveröffentlichten Kompositionen. Diese widmete er seinen Grosskindern, zu denen er eine besondere Beziehung pflegte, insbesondere in Verbindung mit den Hobbys Fischen und Holzhandwerk. Unter den rund 300 Stücken wurden die Titel «Blaue Äugli», «Schwarze Katzen» besonders bekannt. Jonny Gisler war nie ein Notenleser, er hatte keine Stunde Musikunterricht. Stets spielte auf seiner «Hohner» aus dem Stegreif. Seine Kompositionen, die er auf Band aufnahm, wurden von Musikkameraden wie Peter Gisler, Willi Vallotti oder Markus Flückiger aufs Notenpapier gebracht. Es war auch der Bassist Peter Gisler, der in seinem Müliradverlag in Altdorf zwei Notenhefte «Ganz gmiätlich» und «Typisch Jonny», mit je einer CD zu 20 Stücken herausgab. Zum 85. Geburtstag würdigte SRF Musikwelle mit einem längeren Beitrag das Lebenswerk Gislers. Unlängst kündigte der 87-jährige Jonny Gisler im Schützenhaus Altdorf seinen Rücktritt an. «Die Finger wollen nicht mehr so recht», meinte der Volksmusiker schmunzelnd. Doch zusammen mit Franz Schmidig, Ruedi Zurfluh und Roger Schmidig sorgte das Quartett noch einmal für einen konzertanten öffentlichen Musikantenabend. Moderator Sepp Inderkum lüftete den rund 150 Anwesenden das Geheimnis, woher der Name Jonny kommt. Der Musiker habe in jungen Jahren eine Boxerkarriere in Angriff genommen. Habe dann aber lieber mit Musik weitergemacht.

Volksmusik wird erstmals ausgezeichnet

Jonny Gisler unterstützte seit der Gründung die Initiativen des Hauses der Volksmusik in Altdorf. Er trat prominent an den Alpentönen und am Volksmusikfestival Altdorf auf. Mit anspruchsvollen Stücken und mit seiner melodiös-filigranen Spielweise prägte er die neuere Dynamik in der Schweizer Volksmusik.

Die Ehrennadel «Goldener Uristier» wurde erstmals anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Kunst- und Kulturstiftung Uri im Jahr 2011 vergeben (100 Stück, gestaltet durch Fredy Burkart). Sie wird an Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen, die ein nachhaltiges Werk geschaffen und sich für das Urner Kulturleben ausserordentlich verdient gemacht haben. Ehrenurkunde und Nadel werden anlässlich der Urner Jahresausstellung im Rahmen einer würdigen Feier überreicht. Bisher waren es folgende Persönlichkeiten: Peter Baumann, Altdorf, Kurt Zurfluh, Altdorf, Franz Pfister, Luzern/Altdorf, Dr. Max Dätwyler, Altdorf, Josef Herger-Kaufmann, Altdorf, Hans Danioth, Altdorf, Kari Danioth, Andermatt, Dr. Hans Stadler, Attinghausen und letztes Jahr an Lory Schranz, Altdorf.

Erstmals geht die Auszeichnung an einen Musikvertreter. Der Goldene Uristier wird zum Abschluss der «36. Werk- und Förderungsausstellung» der Kunst- und Kulturstiftung am Samstag, 6. Januar 2018, 17 Uhr, im Haus für Kunst Uri in Altdorf vergeben. Landammann Beat Jörg hält die Laudatio. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.

Öffentliche Übergabefeier der «Werk- und Förderungsbeiträge»: Samstag, 9. Dezember 2017, um 17.00 Uhr im Haus für Kunst Uri, Altdorf

Auskunft für Medienanfragen: Kunst- und Kulturstiftung Uri, Geschäftsstelle: Josef Schuler (Tel. 041 875 20 96, Mail: josef.schuler@ur.ch)

Auskunft Preisträger: Ernst Gisler, Langmattgasse 91, 6460 Altdorf 041 870 13 80

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