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Basisstufe in Bristen bewährt sich

29. Juni 2017
Silenen die dritte Gemeinde im Kanton Uri, die eine Basisstufe eingeführt hat. Seit August 2016 werden am Schulstandort Bristen vierzehn Kinder von zwei Lehrkräften, einer Kindergartenlehrperson und einer Primarlehrperson, unterrichtet. Ursula Epp-Gisler, Präsidentin des Schulrats Silenen, zieht ein positives Fazit.

Am 20. November 2013 hat der Urner Landrat eine Änderung der Schulverordnung beschlossen. Die Änderung ermöglichte es, ab 1. August 2014 den Kindergarten und das erste und zweite Schuljahr der Primarstufe in einer Grund- oder Basisstufe zu führen - sofern es zum Erhalt eines dezentralen Schulangebotes notwendig erscheint. Die Basisstufe durchlaufen die Kinder in der Regel innerhalb von vier Jahren; anschliessend treten sie nach Erreichen der Lernziele ins dritte Schuljahr der Primarschule über. Je nach individueller Voraussetzung und eigenem Lernweg kann sich der Besuch der Basisstufe auch auf drei oder fünf Jahre erstrecken.

Flexible altersgemischte Lerngruppen
Die Basisstufe bietet den Kindern im Alter von vier bis acht Jahren ein pädagogisches Umfeld, wo sie Angebote und Aufgaben erhalten, die dem jeweiligen Entwicklungsstand und den Interessen entsprechen. Der Übergang von spielerischen Tätigkeiten zum aufgabenorientierten Lernen erfolgt fliessend. Der Unterricht orientiert sich am Entwicklungs- und Lernstand der Kinder (und nicht am Alter) und findet in flexiblen altersgemischten Lerngruppen statt. Die Kinder können voneinander lernen und vertiefen damit ihr eigenes Wissen und Können.

«Positives Lernumfeld für die Kinder»
Die Präsidentin des Schulrats Silenen, Ursula Epp-Gisler, beantwortet nachfolgend Fragen zur Basisstufe in Bristen.

Ursula Epp-Gisler, warum hat die Gemeinde Silenen per Schuljahr 2016/2017 in Bristen die Basisstufe eingeführt?
Ursula Epp-Gisler: «Auf das Schuljahr 2016/2017 hin hat der Kanton Uri das Kindergartenobligatorium eingeführt. Für uns bedeutete das, dass wir das bisherige Modell mit einem 60-Prozent-Kindergarten nicht mehr aufrechterhalten konnten. Den Kindergarten als separate Abteilung zu führen, machte am Schulstandort Bristen weder finanziell noch pädagogisch Sinn. Im Gegenzug erkannten wir, dass das Modell einer Basisstufe erstens sehr gut auf die Kinderzahlen in Bristen passen würde und dass es für unsere Gemeinde finanziell interessant ist. Heute können wir den Kindergarten sowie die erste und zweite Klasse mit einem Pensum von rund 150 Stellenprozent führen. Dies wäre nicht möglich, wenn die Abteilungen getrennt geführt würden.»

Wie haben die Eltern auf die Basisstufe reagiert?
Ursula Epp-Gisler: «Schulrat, Schulleitung und Lehrpersonen haben die Eltern und die Bevölkerung frühzeitig im Rahmen einer Informationsveranstaltung über die bevorstehende Veränderung ins Bild gesetzt. Am Schuljahresbeginn wurden die Eltern am Elternabend detailliert über die Führung der Basisstufe Bristen informiert. Grundsätzlich wurde die Veränderung von den Eltern sehr positiv aufgenommen; in diesem Bereich stelle ich viel Offenheit fest. Natürlich gab und gibt es auch Unsicherheiten darüber, ob der Unterricht mit einem so grossen Altersspektrum gelingen kann. Die Umstellung ist sicher grösser für jene Eltern, die schon ältere Kinder haben und die sich somit ein anderes Schulmodell gewohnt sind.»

Erfordert die Basisstufe also mehr - sagen wir - Aufklärung bei den Eltern?
Ursula Epp-Gisler: «Das Modell der Basisstufe erfordert von den Eltern vielleicht etwas mehr Vertrauen in das Lernverhalten ihres Kinds und in die Arbeit der Lehrpersonen. Dank der offenen und transparenten Arbeit der beiden Lehrpersonen können wir Unsicherheiten und Probleme aber immer konstruktiv angehen und lösen.»

Und wie reagieren die Kinder?
Ursula Epp-Gisler: «Als Schulratspräsidentin hat es mich besonders gefreut, dass ich auch als Mutter ein Kind in die Basisstufe begleiten darf. Unsere Tochter hat im August 2016 den Schritt vom Kindergarten in die erste Klasse gemacht - also ins dritte Basisstufenjahr. Sie ist unser drittes Kind, und ich darf sagen, dass für sie der Übergang vom Kindergaren in die Schule am fliessendsten war. Wahrscheinlich war auch hier die Veränderung für die älteren Kinder am grössten, weil sie mit einem anderen System begonnen haben. Wenn ich ab und zu einen Blick in den Alltag der Basisstufe werfe, dann glaube ich, dass dieser Unterricht für die Kinder ein sehr positives Lernumfeld bietet.»

Mit dem altersdurchmischten Lernen (AdL) verändert sich auch die Schulhausstruktur. Wie wirkt sich das in Bristen aus?
Ursula Epp-Gisler: «Für den Schulstandort Bristen ist die enge Zusammenarbeit zwischen den Klassen nicht neu. Das altersdurchmischte Lernen wird mit dem Modell der Basisstufe jedoch vertieft. Dadurch verstärkt sich der soziale Zusammenhalt, und die Kinder übernehmen mehr Eigenverantwortung.»

Welches waren rückblickend aus Sicht der Schulbehörde die grössten Herausforderungen bei der Einführung der Basisstufe?
Ursula Epp-Gisler: «Die Schaffung der räumlichen Voraussetzungen gab anfänglich Anlass zu einigen Diskussionen. Mit der Zusammenlegung der Aula und des Werkraums konnten wir in Bristen aber ideale Raumverhältnisse für die Basisstufe schaffen. So stehen den Lehrpersonen heute zwei durchgängige und grosszügige Schulzimmer zur Verfügung. Die grösste Herausforderung bei der Einführung einer Basisstufe ist für mich jedoch, Lehrpersonen zu finden, welche die neuen Aufgaben annehmen und die gut miteinander harmonieren. Hier hatten wir das Glück, zwei tolle Lehrpersonen im Team zu haben, die mit Überzeugung und viel Freude ans Werk gingen. Dank dem Engagement und Interesse von Lehrpersonen und Schulleitung konnten wir alle Herausforderungen meistern. Auch die Bildungs- und Kulturdirektion stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Weiter konnten wir von der bereits geleisteten Arbeit in anderen Schulgemeinden profitieren.»

Ihr Fazit nach einem Jahr?
Ursula Epp-Gisler: «Durchwegs positiv. Die Basisstufe ist gut angelaufen, und es bestätigt sich, dass sie für den Schulstandort Bristen mit den gegebenen und voraussichtlichen Kinderzahlen das richtige Modell ist.»

Wie geht es nun weiter?
Ursula Epp-Gisler: «In diesem Schuljahr konnten wir wichtige Erfahrungen machen, die sicher in die Planung des kommenden Schuljahrs einfliessen werden. Der Fokus für die Schulbehörde wird in nächster Zeit auch auf der Mittelstufe liegen. Gemeinsam mit Schulleitung und Lehrpersonen werden wir auch dort Optimierungsmöglichkeiten besprechen und umsetzen.»


Auskunft
Landammann Beat Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor
Telefon 041 875 22 55, E-Mail beat.joerg@ur.ch
Ursula Epp-Gisler, Präsidentin des Schulrats Silenen, im Basisstufenschulzimmer in Bristen
Ursula Epp-Gisler, Präsidentin des Schulrats Silenen, im Basisstufenschulzimmer in Bristen

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