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Schulenderhebung - Lehrbetriebe sorgen sich um Nachwuchs

10. Juli 2018

Mit Ende des Schuljahrs 2017/2018 haben 342 Urner Jugendliche die obligatorische Schulzeit abgeschlossen. Einige besuchen weiterhin eine allgemeinbildende Schule; für die grosse Mehrheit aber beginnt mit dem Übertritt in die Lehre ein ganz neuer Lebensabschnitt. Noch vor wenigen Jahren war es nicht einfach, eine passende Lehrstelle zu finden. Heute sorgen sich die Lehrbetriebe darum, genügend Nachwuchs zu finden. Einige sehen die Lösung darin, die Lehrstellen immer früher zu vergeben.

Für die Jugendlichen im Kanton Uri hat sich die Situation auf dem Lehrstellenmarkt in den vergangenen Jahren äusserst positiv entwickelt. Aufgrund der demografischen Entwicklung schliessen weniger Jugendliche ihre obligatorische Schulzeit ab; gleichzeitig werden weiterhin ähnlich viele Lehrstellen angeboten wie in früheren Jahren. Wie die Schulenderhebung der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Uri zeigt, verfügen 94 Prozent der Urner Jugendlichen, die soeben die obligatorische Schulzeit beendet haben, über eine direkte Anschlusslösung auf Sekundarstufe II. Sie treten ohne Zwischenlösung in eine berufliche Grundbildung oder eine allgemeinbildende Schule (Gymnasium oder Fachmittelschule) über. Nur 6 Prozent absolvieren ein Zwischenjahr. Somit ist die direkte Übertrittquote im Kanton Uri sehr hoch. Schweizweit absolvieren durchschnittlich 20 Prozent der Jugendliche ein Zwischenjahr.

Quote der frühen Lehrstellenzusagen steigt

Die für die Jugendlichen und ihre Eltern erfreuliche Entwicklung bereitet den Lehrbetrieben indes zunehmend Sorge. Diesen Sommer konnten in Uri rund fünfzig Lehrstellen nicht besetzt werden. Darum versuchen immer mehr Betriebe, die Schülerinnen und Schüler an sich zu binden, indem sie ihnen frühzeitig eine Lehrstellenzusage machen. Fast 27 Prozent der Jugendlichen, die im August 2018 eine Lehre antreten, haben bereits in der 2. Oberstufe eine mündliche Lehrstellenzusage erhalten. Die Quote der Lehrstellen, die schon vor Beginn der 3. Oberstufe vergeben wurden, ist in den vergangenen sieben Jahren von 4 auf 27 Prozent gestiegen.

Die negativen Begleiterscheinungen dieser Entwicklung werden immer stärker ersichtlich. Wenn Jugendliche schon bei der ersten Schnupperlehre in der 2. Oberstufe eine mündliche Zusage erhalten, befassen sie sich nicht mehr mit anderen Berufen. Der Berufswahlprozess wird vorzeitig abgebrochen, und die Auseinandersetzung mit Alternativen findet nicht statt. Zudem bewirken die frühen Lehrstellenzusagen, dass Jugendliche und Lehrbetriebe beim Berufswahl- und Selektionsprozess unter massiven Druck geraten. Dadurch werden Fehlentscheidungen provoziert. Im Endeffekt schadet das nicht nur allen Beteiligten, sondern auch dem Ansehen der Berufsbildung.

Probleme entstehen teilweise auch in den Schulen. Nach erfolgter Zusage sinkt die Motivation bei vielen Jugendlichen. Das stellt die Oberstufenschulen und zunehmend auch die Berufsfachschulen vor grosse Herausforderungen. Entsprechende Aufrufe von kantonalen Stellen, Berufsbildungskommission und von Wirtschaft Uri, die sich dafür einsetzen, dass die Selektion der Lernenden in der 3. Oberstufe stattfinden sollte, haben bisher noch nicht die gewünschte Wirkung erzielt.

 

Lehrstellenzusagen, Entwicklung

Der Trend zu immer früheren Lehrstellenzusagen hält an und verstärkt sich.

 

Hinweis: Die detaillierte Auswertung der Schulenderhebung findet sich im Internet, und zwar unter www.ur.ch/berufsberatung

 

 

Für Rückfragen von Medienschaffenden:
Josef Renner, Telefon +41 41 875 20 58, E-Mail josef.renner@ur.ch

 

Der Trend zu immer früheren Lehrstellenzusagen hält an und verstärkt sich.
Der Trend zu immer früheren Lehrstellenzusagen hält an und verstärkt sich.

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