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Schlachtenbanner, Weibelkleid und Siegelstempel – der Kanton Uri hat seine Hoheitszeichen dokumentiert

28. November 2017
Mit dem Abschluss der «Kunstdenkmäler-der-Schweiz-Reihe» durch Marion Sauter sind nun auch die Urner Hoheitszeichen dokumentiert. Der Kanton stellt die geschichtsträchtigen Objekte in einem Separatdruck vor.

Hoheitszeichen dienen der Repräsentation eines Staats – einst in einem sehr weitreichenden Umfang. Die gestalterische Grundlage bilden zumeist Wappen: Der Uristier gehört zu den einprägsamsten Wappendarstellungen der Schweiz, der Urschner Bär ergänzt die heraldische Tradition am Gotthard. Wappen besitzen auch symbolischen Charakter und tragen in vielfältiger Weise zur Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Heimat bei.

Heute beschränkt sich der Einsatz von Hoheitszeichen im Wesentlichen auf die Ausstattung des Landweibels sowie auf die Corporate Identity des Kantons: auf einheitliche Logos. Im Alltag begegnet man dem Uristier auf etwa 27’000 Kraftfahrzeugkontrollschildern sowie auf unzähligen Fahnen, die öffentliche wie private Räume schmücken. Zahllose Souvenirs tragen das wohl bekannteste Urschweizer Wappen in die ganze Welt hinaus. Die unbegrenzte Verfügbarkeit und die mannigfaltige Präsenz bewirkten eine Banalisierung: Die historischen Hoheitszeichen werden seit geraumer Zeit kaum noch adäquat gewürdigt, die «zuständigen» historischen Hilfswissenschaften fristen ein Schattendasein.

Üblicherweise finden sich die Hoheitszeichen kurz und knapp im Hauptortband der Kunstdenkmäler-der-Schweiz-Reihe. Dies hätte die ohnehin schon als Doppelband gestalteten Ausführungen zu Altdorf 2001 und 2004 von Helmi Gasser gesprengt. Kurzerhand wurde daher beschlossen, dies im letzten Urner Kunstdenkmälerband «Schächental und unteres Reusstal» nachzuholen. Die Situation schien günstig: Mit Marion Sauter stand eine geeignete Autorin und mit der Kunstdenkmäler-Fachkommission ein eingespieltes, wissenschaftliches Begleitteam zur Verfügung. Da niemand die Urner Hoheitszeichen im Schächental-Band vermutet, wurde beschlossen, zusätzlich einen Separatdruck herauszugeben. Und um diesem Buch das nötige Gewicht zu geben, wurden die Hoheitszeichen-Ausführungen ausführlicher gestaltet. Herausgekommen ist ein äusserst bildreiches Kompendium: Wappen und Wappendenkmäler, Siegel, Standesscheiben, Militaria, Fahnen, Weibelgerät, Münzen und Banknoten, Masse und Gewichte sowie Gerätschaften der Gerichtsbarkeit.

Mit fünf mittelalterlichen Schlachtenbannern verfügt der Kanton Uri über ein ausgesprochen wertvolles Konvolut, das eindrucksvoll die Schlagkraft der Urner Truppen zeigt: Im Falle einer Niederlage gingen die Schlachtenbanner stets in den Besitz der Sieger über – allzu oft kann dies demzufolge nicht gewesen sein.

Im 16. und 17. Jahrhundert erlangte die Schweizer Glasmalerei europäisches Gewicht. Von dieser künstlerischen Blüte zeugen heraldische Standesscheiben, die Wappen, Harsthornbläser und Bannerherren abbilden. Die Scheiben schmücken Prunksäle. Sie wurden ausgetauscht und dokumentieren die politischen Beziehungen der eidgenössischen Orte bzw. der Kantone.

Die bis ins frühe 16. Jahrhundert datierende Geschichte der Urner bzw. der Waldstätter Münzprägungen – zuerst in Bellinzona, ab 1548 in Altdorf – ist vergleichsweise gut dokumentiert. Die «Hoheitszeichen» gewähren aber auch einen Einblick in das ausgehende 19. Jahrhundert, in dem die Urner Ersparniskasse kurzzeitig eigene Geldscheine drucken liess. Ausgegeben wurden 300'000 Franken in 50er- und 100er-Noten.

Die Vielfalt der Urner und Urschner Hoheitszeichen bringt eine abwechslungsreiche wie lesenswerte Übersicht – ein anschauliches Stück Urner Geschichte. Das Buch «Die Hoheitszeichen des Kantons Uri» von Marion Sauter umfasst 56 Seiten und 50 (Farb-) Abbildungen. Es ist für 15.- Franken am Schalter der Standeskanzlei erhältlich.
Rückfragen von Medienschaffenden:
Dr. Marion Sauter, Telefon +41 79 662 0019, E-Mail info@marionsauter.ch
Schlachtenbanner
Das Grandsonbanner aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bildet die Grundlage des heutigen Kantonslogos. Foto: Guido Baselgia

Zugehörige Objekte

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Das Grandsonbanner aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bildet die Grundlage des heutigen Kantonslogos. Foto: Guido Baselgia Download 0 Das Grandsonbanner aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bildet die Grundlage des heutigen Kantonslogos. Foto: Guido Baselgia
Urner Standesscheibe, um 1540. Foto: Staatsarchiv Uri Download 1 Urner Standesscheibe, um 1540. Foto: Staatsarchiv Uri
Geldscheine der Urner Ersparniskasse, 1878, mit Tellskapelle, Rütliwiese und Uristier. Fo-to: Guido Baselgia Download 2 Geldscheine der Urner Ersparniskasse, 1878, mit Tellskapelle, Rütliwiese und Uristier. Fo-to: Guido Baselgia
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