Hauptinhalt

Archäologische Untersuchungen auf dem Pfarrmätteli in Bürglen

29. April 2014
Die ersten Spuren der Besiedlung des Dorfkerns von Bürglen reichen in die Spätbronzezeit um 1300 v. Chr. zurück. Die erste urkundliche Erwähnung des Orts als "Burgilla" stammt aus dem Jahr 857. Jüngste Untersuchungen auf der Parzelle "Pfarrmätteli" zeigen nun, dass in Bürglen noch mit archäologischen Überraschungen zu rechnen ist und bedeutende neue Erkenntnisse zur Geschichte des Ortes möglich sind.

Die Kirchgemeinde Bürglen plant, die in ihrem Eigentum befindliche Parzelle "Pfarrmätteli" zu überbauen. Auf dem im Bürgler Dorfkern gelegenen Grundstück sollen zwei Gebäude und eine Tiefgarage erstellt werden.

Bürglen liegt am Verbindungsweg zweier Täler (Reusstal und Linthtal). Dieser wurde bereits im 17. Jahrhundert v. Chr. begangen, wie eine datierte Feuerstelle unweit der Passhöhe des Klausenpasses belegt. Der Ort Bürglen als "Burgilla" wird urkundlich erstmals im Jahr 857 erwähnt. Von einer wesentlich früheren Nutzung des Plateaus von Bürglen zeugen jedoch spätbronzezeitliche Grab(?)-Funde (ca. 1300 v. Chr.). Diese wurden 1898 wenig oberhalb der Pfarrkirche und damit unweit des "Pfarrmättelis" beim Bau der Klausenstrasse geborgen. Das heutige Ortsbild von Bürglen wird unter anderem von den mittelalterlichen Wohntürmen geprägt. Einer davon, der sogenannte "Meierturm", erhebt sich unmittelbar am Fuss der Parzelle "Pfarrmätteli".

Das "Pfarrmätteli" wird aufgrund der umliegenden historischen Bauten und der archäologischen Funde in nächster Umgebung als archäologisches Verdachtsgebiet eingestuft. Bei einem Bodeneingriff auf der Parzelle "Pfarrmätteli", bei dem möglicherweise archäologische Substanz vernichtet werden könnte, ist der gesetzliche Auftrag zu erfüllen und eine wissenschaftliche Untersuchung vorzunehmen. Um die Planungssicherheit für die Bauherrschaft zu erhöhen, werden derzeit archäologische Vorabklärungen (Prospektionen) durchgeführt.

Bisher wurde das "Pfarrmätteli" mit zwei Prospektionsmethoden erkundet. Diese sollen soweit als möglich Aufschluss über das Vorhandensein respektive über Art und Verteilung allfälliger archäologischer Objekte und Strukturen geben.

Im Rahmen einer Metalldetektor-Begehung des "Pfarrmättelis" durch einen von der Justizdirektion beauftragten Sondengänger konnte eine grosse Menge an Artefakten aus Eisen und Buntmetall aus dem Humus geborgen werden. Sie datieren vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis in jüngste Zeit. Als besondere Fundstücke sind etwa eine Fibel (Gewandschliesse) aus der Spätlatène- beziehungsweise der frühen römischen Kaiserzeit, der Fund von über 50 Münzen italienischer Prägung aus der Zeit um 1560 oder auch die silberne Schulprämie aus dem 18. Jahrhundert zu nennen.

Eine von der Archäologie genutzte geophysikalische Prospektionsmethode ist die Geoelektrik. Dabei wird dem Untersuchungsgebiet über Elektroden Strom zugefügt. Liegt ein homogener Bodenaufbau vor, bildet sich ein homogenes elektrisches Feld. Störungen im Boden führen zu Störungen dieses elektrischen Feldes. Über Sonden wird der elektrische Widerstand und damit die Homogenität des Untergrunds gemessen. Es lassen sich Mauerstrukturen, Hohlräume, Gräben und Gruben erfassen, die sich bis zu einem Meter tief unter der Erdoberfläche befinden. Die Resultate der geoelektrischen Messungen auf der Parzelle "Pfarrmätteli" sind zurzeit noch nicht ausgewertet.
Abbildungslegenden

Fotos: Romano Agola
Abb. 1a: Insgesamt wurden bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor über 50 Münzen italienischer Prägung aus der Zeit um 1560 geborgen.
Abb. 2a und b: Silberne Schulprämie aus dem 18. Jahrhundert, gefunden bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor. Die Vorderseite zeigt das Urnerwappen; zu seinen Seiten der hl. Martin und ein Krieger mit Horn. Auf der Rückseite ist die Apfelschuss-Szene aus der Tellsaga dargestellt.
Abb. 3: Der schön gearbeitete Kruzifixus aus Bronze dürfte einmal an einem Rosenkranz befestigt gewesen sein. Er wurde bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor gefunden.
Abb. 4: Luftaufnahme des Pfarrmättelis während der Prospektion mit dem Metalldetektor. Die gelben Punkte markieren die Fundstellen.
Fundstücke
Zwei von über 50 Münzen italienischer Prägung aus der Zeit um 1560, die bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor zum Vorschein kamen.
Name
Insgesamt wurden bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor über 50 Münzen italienischer Prägung aus der Zeit um 1560 geborgen. (JPG, 4.06 MB) Download 0 Insgesamt wurden bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor über 50 Münzen italienischer Prägung aus der Zeit um 1560 geborgen.
Silberne Schulprämie aus dem 18. Jahrhundert, gefunden bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor. Die Vorderseite zeigt das Urnerwappen; zu seinen Seiten der hl. Martin und ein Krieger mit Horn. (JPG, 449.05 kB) Download 1 Silberne Schulprämie aus dem 18. Jahrhundert, gefunden bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor. Die Vorderseite zeigt das Urnerwappen; zu seinen Seiten der hl. Martin und ein Krieger mit Horn.
Rückseite mit Apfelschuss-Szene aus der Tellensage (JPG, 425.08 kB) Download 2 Rückseite mit Apfelschuss-Szene aus der Tellensage
Der schön gearbeitete Kruzifixus aus Bronze dürfte einmal an einem Rosenkranz befestigt gewesen sein. Er wurde bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor gefunden. (JPG, 325.47 kB) Download 3 Der schön gearbeitete Kruzifixus aus Bronze dürfte einmal an einem Rosenkranz befestigt gewesen sein. Er wurde bei der Begehung des Pfarrmättelis mit dem Metalldetektor gefunden.
Luftaufnahme des Pfarrmättelis während der Prospektion mit dem Metalldetektor. Die gelben Punkte markieren die Fundstellen. (JPG, 395.97 kB) Download 4 Luftaufnahme des Pfarrmättelis während der Prospektion mit dem Metalldetektor. Die gelben Punkte markieren die Fundstellen.
Auf Social Media teilen