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Seelisberg: Kastanienhain auf der Treib eingeweiht
Auf der Treib konnte ein 1,4 Hektaren grosser Kastanienhain restauriert werden. Am Montag, 1. Oktober 2018, fand die feierliche Einweihung statt. Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti sprach von einem «Leuchtturmprojekt».
Die Edelkastanie hatte im 12. bis 17. Jahrhundert in der Region Zentralschweiz eine wichtige Bedeutung als Grundnahrungsmittel. Auch die Blätter und die Streu wusste man als Futter und Einstreu für die Tiere zu nutzen. In den vergangenen 300 Jahren ist die Edelkastanie nach und nach aus der Zentralschweiz verschwunden und nur noch einzelne Relikte von Kastanienbeständen zeugen von ihrer einstigen Verbreitung. Um diese kulturhistorisch wichtige Baumart zu fördern, wurden innerhalb der vergangenen zehn Jahre rund um den Vierwaldstättersee insgesamt 20 Kastanienhaine mit einer Gesamtfläche von rund 20 Hektaren eingerichtet und weitere Einzelbäume gepflegt.
Auch im Gebiet Treib in Seelisberg finden sich innerhalb des Waldes zahlreiche grosse Edelkastanienbäume, welche auf eine ehemalige Nutzung als Kastanienselve hinweisen. Selven dienten früher sowohl der landwirtschaftlichen als auch der forstlichen Nutzung. Zur Wiederherstellung dieser traditionellen Bewirtschaftungsform hat der Kanton Uri zusammen mit der Korporationsbürgergemeinde Seelisberg auf einer Waldfläche von 1,4 Hektaren einen Kastanienhain restauriert. Am 1. Oktober 2018 fand im Beisein des verantwortlichen Regierungsrats, Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti, Projektleiter und Kreisforstmeister Roland Wüthrich sowie zahlreichen Gästen die feierliche Einweihung des Kastanienhains statt.
430 Kubikmeter Holz gefällt
«Die Edelkastanie ist Baum des Jahres 2018. Was gibt es also passenderes, als in diesem Jahr einen Kastanienhain zu erstellen und zu eröffnen?», begann Projektleiter Roland Wüthrich die Rückschau auf das eindrückliche Projekt. Der Startschuss erfolgte im vergangenen Frühling mit dem waldbaulichen Eingriff: Dazu wurden insgesamt 430 Kubikmeter Holz gefällt und mit einer Seilbahn herausgenommen. Zivilschutz- und Zivildienstleistende räumten in der Folge Äste, Laub und Steine weg. Nachdem die Kronen der verbliebenen 25 alten Kastanienbäume zurückgeschnitten waren, wurden zusätzlich 21 junge Kastanienbäume sechs verschiedener einheimischer Sorten gepflanzt und mit Drahtzäunen geschützt. Die Nutzung der Kastanienfrüchte ist öffentlich. Der Hain gilt nach wie vor als Waldfläche, darf aber landwirtschaftlich bewirtschaftet werden. «Künftig wird der Kastanienhain durch einen Pächter gemäht und seit August 2018 mit Ziegen und Schafen beweidet», so Projektleiter Roland Wüthrich.
Ein Biodiversitätsprojekt
Mit der Wiederherstellung des Kastanienhains Treib leistet der Kanton Uri zusammen mit der Korporationsbürgergemeinde Seelisberg einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität im Wald. Die Kosten von rund 75'000 Franken werden durch Bund, Kanton, Korporation Uri und Korporationsbürgergemeinde Seelisberg getragen. Der Hain weist eine wertvolle lichte Waldstruktur auf, und es werden seltene Edelkastaniensorten aus der Zentralschweiz kultiviert.
Beeindruckt und stolz
Auch Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti zeigte sich beeindruckt und sprach von einem «Leuchtturmprojekt» auch wenn es sich nicht um ein Grossprojekt handle. Die Wiederherstellung des Kastanienhains auf der Treib habe verschiedene Schnittstellen: «Es waren fachübergreifende Ansätze gefragt, bei denen die Anliegen des Waldes, der Landwirtschaft und des Naturschutzes gleichwertig einfliessen konnten», so der Sicherheitsdirektor. Mit dem Erhalt einer alten Nutzungsform könne gleichzeitig auch die Artenvielfalt im Wald gefördert werden. Zudem ergäbe sich ganz nebenbei für die Gemeinde Seelisberg sowie die Gäste der Treib-Seelisberg-Bahn eine weitere Attraktion. «In diesem Sinne bin ich stolz auf das Projekt und habe die Gewissheit, dass hier gemeinsam eine gute Sache gefördert worden ist», freute sich der verantwortliche Regierungsrat. Er gratulierte zudem den Beteiligten für die hervorragende Umsetzung des Projekts und sprach seinen ausdrücklichen Dank aus.
Rückfragen von Medienschaffenden:
- Roland Wüthrich, Amt für Forst und Jagd, Verantwortlicher Waldbiodiversität, Telefon 041 875 23 14; E-Mail: roland.wuethrich@ur.ch
- Beat Annen, Vorsteher Amt für Forst und Jagd / Kantonsforstmeister, Telefon 041 875 23 15; E-Mail: beat.annen@ur.ch
Fakten zum Projekt «Kastanienhain Treib» |
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Gemeinde: |
Seelisberg UR |
Projektträger: |
Kanton Uri und Korporationsbürgergemeinde Seelisberg |
Projektkosten: |
75'000 Franken für den Wiederherstellungseingriff |
Finanzierung: |
Bund, Kanton Uri, Korporation Uri und Korporationsbürgergemeinde Seelisberg |
Ziele: |
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Massnahmen: |
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Förderung der Biodiversität: |
Durch die offene lichte Waldstruktur und die Stein- und Asthaufen im neu geschaffenen Kastanienhain wird die Artenvielfalt der vorkommenden Pflanzen und Tiere gefördert. |
Hintergrund: Edelkastanie und Kastanienhaine |
Die Edelkastanie (Castanea sativa Mill.) ist Baum des Jahres 2018. Der bis zu 30 Meter hohe Laubbaum stammt ursprünglich aus dem Balkan, wurde durch die Römer kultiviert und bis ins Gebiet der Schweiz eingeführt. Heute ist er vor allem in der Südschweiz und hauptsächlich im Tessin weit verbreitet. Die essbaren Früchte (Kastanie oder Marroni genannt) werden von einem dicht weichstachligen Fruchtbecher umschlossen. Es befinden sich jeweils ein bis drei Kastanien in einem solchen «Igel». Edelkastanienbäume können ein Alter von bis zu 600 Jahren erreichen. Ihr sehr witterungsbeständiges Holz ist geeignet für Anwendungen im Aussenbereich. Für die Produktion von Früchten wurden Edelkastanien früher oft in Kastanienhainen (auch «Selven» genannt) bewirtschaftet. In solchen Selven bilden die Bäume einen lockeren Bestand und weisen dadurch grosse Kronen aus, was gut für die Fruchtproduktion ist. Die Kraut- oder Grasschicht unter den Bäumen lässt sich zusätzlich als Weidefläche nutzen oder kann gemäht werden. |
Unten: Download der Bilder in Druckqualität.
Name | |||
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Kastanienhain Treib in Seelisberg mit 25 belassenen alten und 21 neu gepflanzten Kastanien. (Bild Amt für Forst und Jagd) (JPG, 1.09 MB) | Download | 0 | Kastanienhain Treib in Seelisberg mit 25 belassenen alten und 21 neu gepflanzten Kastanien. (Bild Amt für Forst und Jagd) |
Der Kastanienhain Treib liegt direkt angrenzend an die Treib-Seelisberg-Bahn. (Bild Amt für Forst und Jagd) (JPG, 906.12 kB) | Download | 1 | Der Kastanienhain Treib liegt direkt angrenzend an die Treib-Seelisberg-Bahn. (Bild Amt für Forst und Jagd) |
Kastanienhainfläche vor Ausführung des Holzschlags. (Bild Amt für Forst und Jagd) (JPG, 1.01 MB) | Download | 2 | Kastanienhainfläche vor Ausführung des Holzschlags. (Bild Amt für Forst und Jagd) |
Kastanienhainfläche nach Ausführung des Holzschlags. (Bild Amt für Forst und Jagd) (JPG, 932.74 kB) | Download | 3 | Kastanienhainfläche nach Ausführung des Holzschlags. (Bild Amt für Forst und Jagd) |
Räumung der Kastanienhainfläche Treib durch Zivildienstleistende. (Bild Amt für Forst und Jagd) (JPG, 1.39 MB) | Download | 4 | Räumung der Kastanienhainfläche Treib durch Zivildienstleistende. (Bild Amt für Forst und Jagd) |
Der Kastanienhain Treib nach Kronenschnitt und vor Bepflanzung. (Bild Amt für Forst und Jagd) (JPG, 1.41 MB) | Download | 5 | Der Kastanienhain Treib nach Kronenschnitt und vor Bepflanzung. (Bild Amt für Forst und Jagd) |
Pflanzung und Schutz junger Kastanienbäume im Kastanienhain Treib. (Bild Amt für Forst und Jagd) (JPG, 1.15 MB) | Download | 6 | Pflanzung und Schutz junger Kastanienbäume im Kastanienhain Treib. (Bild Amt für Forst und Jagd) |
Beweidung des Kastanienhains Treib mit Ziegen. (Bild Hermann Wipfli) (JPG, 616.64 kB) | Download | 7 | Beweidung des Kastanienhains Treib mit Ziegen. (Bild Hermann Wipfli) |
Name | Telefon | Kontakt |
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Sicherheitsdirektion | +41 41 875 2700 | ds.sid@ur.ch |