Hauptinhalt
Urner Schülerinnen wagen neue Wege in der Berufswahl
Im Sommer 2025 verlassen im Kanton Uri so viele Jugendliche wie seit Jahren nicht mehr die obligatorische Schule. Mädchen entscheiden sich häufiger für geschlechtsuntypische Berufe als ihre männlichen Kollegen.
Noch nie in den vergangenen zehn Jahren haben so viele Urner Jugendliche ihre obligatorische Schulzeit beendet wie im Sommer 2025. 385 Schülerinnen und Schüler zählen zum diesjährigen Abschlussjahrgang – 31 oder umgerechnet fast 9 Prozent mehr als im Vorjahr. 92 Prozent von ihnen haben bereits eine direkte Anschlusslösung in der Sekundarstufe II gefunden; das ist ein Spitzenwert innerhalb der Zentralschweiz.
Wachsendes Interesse an untypischen Berufen
Auffällig sind nicht nur die Zahlen an sich, sondern auch die Berufswahlentscheidungen, vor allem bei den jungen Frauen. Während viele ihrer männlichen Kollegen sich weiterhin für klassische Männerberufe wie Elektroinstallateur EFZ, Polymechaniker EFZ oder Schreiner EFZ entscheiden, wählten heuer mehr junge Frauen Berufe ausserhalb der traditionellen Rollenbilder. So beginnen Urner Schulabgängerinnen dieses Jahr etwa Ausbildungen als Metallbauerin EFZ, als Industrie- oder Carrosserielackiererin EFZ oder als Motorradmechanikerin EFZ – Berufe, die in den Vorjahren ausschliesslich von jungen Männern gewählt worden waren.
Insgesamt ist die Berufswahl der Urner Schülerinnen indes nicht vielfältiger geworden. Sie wählten mit 32 (Vorjahr: 34) von mehr als 150 in Uri angebotenen Lehrberufen nur wenige Berufe aus. Die Fachfrau Gesundheit EFZ bleibt weiterhin der beliebteste Lehrberuf, gefolgt von Kauffrau EFZ und Medizinischer Praxisassistentin EFZ und Detailhandelsfachfrau EFZ mit gleich vielen Lehrverhältnissen. Demgegenüber wählen die jungen Männer – wie in früheren Jahren – aus einem deutlich breiteren Spektrum an Berufen aus, nämlich 46. Wie gewohnt sind es grösstenteils handwerkliche Berufe; einzig der Kaufmann EFZ und der Informatiker EFZ sind dem Dienstleistungssektor zuzuordnen. Ausserhalb der Top Ten gesellen sich vereinzelt Lehrverhältnisse in anderen Bereichen und Berufsfeldern hinzu: vier Zeichner EFZ, drei Detailhandels-Fachmänner EFZ, zwei Logistiker und je ein Fachmann Hotellerie-Hauswirtschaft EFZ und ein Fachmann Betreuung EFZ.
Lehrstellen: noch nie so früh vergeben
Neben dem wachsenden Interesse an untypischen Berufen sticht ein weiterer Trend ins Auge: Die Lehrstellen werden in Uri immer früher vergeben. Bereits 60 Prozent der Jugendlichen erhielten ihre Zusage noch vor Beginn der 3. Oberstufe – ein neuer Höchstwert. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um fast 10 Prozentpunkte. Gleichzeitig absolvieren immer mehr Jugendliche ihre erste Schnupperlehre bereits in der 1. Oberstufe – obwohl der offizielle Berufswahl-Fahrplan der Berufsberatung diesen Schritt erst für Herbst und Winter der 2. Oberstufe empfiehlt. Die Berufsberatung des Kantons Uri sieht diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Die frühe Entscheidungssicherheit ist erfreulich, birgt aber auch Risiken: Jugendliche, die sich zu früh auf einen Beruf festlegen, ohne verschiedene Optionen kennengelernt zu haben, brechen später häufiger die Lehre ab oder wechseln gleich nach der Ausbildung in ein anderes Berufsfeld, womit sie dem angestammten Berufszweig als Fachkraft verloren gehen.
Weiterhin tiefe Quote bei der Berufsmaturität
Die Zahl der Lernenden, die parallel zur Lehre die Berufsmaturität absolvieren (BM 1), liegt in Uri mit 11 Personen unverändert tief – deutlich tiefer als in anderen Innerschweizer Kantonen. Dort ist die BM 1-Quote doppelt oder dreifach so hoch.
Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die sich nicht für eine Berufslehre, sondern für eine weiterführende allgemeinbildende Schule wie das Gymnasium oder die Fachmittelschule entschieden haben, liegt bei 20 Prozent – und damit wieder im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Bei den Mädchen liegt der Anteil im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich tiefer: Nur noch 23 Prozent der jungen Frauen besuchen weiterhin oder neu das kantonale Gymnasium, gegenüber dem Wert von 31,8 Prozent im Vorjahr.
Trotz einzelner Herausforderungen ist die Lage für Urner Schulabgängerinnen und -abgänger also insgesamt erfreulich stabil. Fast alle Jugendlichen haben eine passende Anschlusslösung gefunden – nur zwei Schülerinnen stehen zum Stichtag ohne Lösung da. Die hohe Direktübertrittsquote von 91,7 Prozent wurde in Uri letztmals 2021 erreicht. Bemerkenswert ist weiter, dass junge Frauen zunehmend die traditionellen Pfade verlassen – ein Trend, der von Berufsberatung und Schulen ausdrücklich begrüsst wird.
Top Ten bei den Schulabgängerinnen
Rang |
Beruf |
Anzahl |
in % |
1 |
Fachfrau Gesundheit EFZ |
24 |
19.7% |
2 |
Kauffrau EFZ |
23 |
18.9% |
3/4 |
Medizinische Praxisassistentin EFZ Detailhandelsfachfrau EFZ |
7 7 |
5.7% 5.7% |
5 |
Coiffeuse EFZ |
6 |
4.9% |
6 |
Gärtnerin EFZ |
5 |
4.1% |
7-10 |
Logistikerin EFZ Dentalassistentin EFZ Hotel-Kommunikationsfachfrau EFZ Fachfrau Hotellerie-Hauswirtschaft EFZ |
4 4 4 4 |
3.3% 3.3% 3.3% 3.3% |
Top Ten bei den Schulabgängern
Rang |
Beruf |
Anzahl |
in % |
1 |
Elektroinstallateur EFZ |
22 |
14.3% |
2 |
Polymechaniker EFZ |
12 |
7.8% |
3/4 |
Schreiner EFZ Kaufmann EFZ |
10 10 |
6.5% 6.5% |
5 |
Metallbauer EFZ |
8 |
5.2% |
6 |
Maurer EFZ |
7 |
4.5% |
7 |
Automobil-Mechatroniker EFZ |
6 |
3.9% |
8-10 |
Zimmermann EFZ Informatiker EFZ Gärtner EFZ |
5 5 5 |
3.2% 3.2% 3.2% |
Hinweis: Die detaillierte Auswertung der diesjährigen Schulenderhebung findet sich im Internet auf www.ur.ch/berufsberatung.
Für Rückfragen von Medienschaffenden: Dominic Wetli, Abteilungsleiter Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung; Telefon +41 41 875 2063, E-Mail dominic.wetli@ur.ch
Name | Telefon | Kontakt |
---|---|---|
Bildungs- und Kulturdirektion | +41 41 875 2055 | ds.bkd@ur.ch |
Name |
---|
Beratungsdienste |