Hauptinhalt
Archäologischer Sensationsfund aus Altdorf
Zwar ist es nicht ein Goldfund, wie man ihn in den 1960er Jahren in Erstfeld gefunden hat. Aber für Altdorf und seine Geschichte haben die archäologischen Grabungen auf dem Winterbergareal beim Gemeindehaus Erstaunliches ans Tageslicht befördert.
Die Untersuchung und Grabungen, die das Büro ProSpect aus Aarau im Auftrag der Justizdirektion des Kantons Uri an mehreren Tagen im Herbst 2018 und Winter 2019 durchgeführt hat, sind im Zusammenhang mit den Neubauten auf dem Areal der Villa Winterberg, dem ehemaligen Gebäude des kantonalen Steueramts, erfolgt. Seit längeren vermutet man, dass sich im Umfeld der Pfarrkirche St. Martin der mittelalterliche Haupthof, der sogenannte «Sal», befunden hat und hier damit der Kern der historischen Siedlung Altdorf zu suchen ist. Ein Hinweis darauf ist der mittelalterliche Wohnturm, der um 1700 in den späteren Bau der Villa Winterberg integriert wurde.
Das Archäologenteam um Dr. Christian auf der Maur untersuchte den Bereich des Parkplatzes hinter dem Gemeindehaus zunächst mittels einzelner Bodensondierungen. Schliesslich konzentrierte es die Untersuchungen auf die Fläche um die Villa Winterberg und den Bereich zwischen Gasthaus Tell und Gemeindehaus. Hier konnten Mauerzüge nachgewiesen werden, die aus der Zeit vor dem letzten grossen Dorfbrand von 1799 stammten. Es scheint sich u.a. um Keller von älteren Bauten zu handeln, die der Feuersbrunst zum Opfer fielen und nicht wiederaufgebaut wurden. Die Keller wurden in der Folge zugeschüttet und überdeckt. Das wiederentdeckte Kellergeschoss beim Gemeindehaus ist aufgrund der Mauer- und Fensterkonstruktion mindestens ins 16. Jahrhundert zurückzudatieren. Es stammt demnach vom Vorgängerbau des 1809 errichteten Schul- und heutigen Gemeindehauses.
In den ausgegrabenen Gebäuderesten bargen die Archäologen erstaunliche Funde, die teils tief in die Geschichte Altdorfs zurückreichen. Dazu gehören Fragmente eines Speckstein- wie eines Glasgefässes. Das rechteckige, mächtige Mauerwerk, wo die Funde entdeckt wurden, deutet auf ein mittelalterliches Steinhaus hin, wie es bereits in Schriften des späten Mittelalters erwähnt ist.
Die eigentliche Sensation fand man jedoch etwa einen Meter unter dem bestehenden Boden. Hier kam neben spätrömischen Münzen auch eine Fibel (Gewandspange) zum Vorschein. Es scheint sich nicht mehr nur um Zufalls- oder Streufunde zu handeln, sondern um direkte Hinweise einer römischen Besiedlung. Ob die zahlreichen Gruben davon Zeugnis ablegen, bleibt noch zu klären. Ein filigran verzierter Anhänger aus Gold ist etwas jünger und in die Zeit um 600 zu datieren. Er ist demnach etwas älter als das 1969 entdeckte Steinplattengrab eines alamannischen Adligen in der Pfarrkirche St. Martin. Tatsächlich sind Goldfunde eher in Gräbern als Beigaben der Verstorbenen zu erwarten. Eine Grabstätte liess sich jedoch nicht nachweisen. Vielmehr dürfte der Goldfund eher zufällig durch Umlagerungen an den Entdeckungsort gelangt sein.
Dass die Geschichte des Orts viel weiter zurückreicht, zeigt ein in der Baugrube gefundenes Holzstück aus der Jungsteinzeit. Es wird auf 4'500 Jahre datiert und markiert das damalige Bodenniveau in 6 Metern Tiefe, das seither mehrfach übersart wurde.
Die Erkenntnisse und die Funde im Winterbergareal zeigen einmal mehr, wie wichtig archäologische Untersuchungen sind. Diese Erkenntnisse können nur durch die Bodenforschung im wahrsten Sinne ans Tageslicht gelangen. Erfolgen die Untersuchungen in enger Absprache zwischen Bauleitung und Archäologen, ist ein gleichzeitiger Ablauf von Grabung und Bauablauf ohne Verzögerungen möglich. Die Grabung im Winterbergareal schreibt auch in diesem Sinne eine kleine Erfolgsgeschichte.
Rückfragen von Medienschaffenden: Dr. Christian Auf der Maur, archaeologie@ur.ch
Name | Telefon | Kontakt |
---|---|---|
Justizdirektion | +41 41 875 2254 | ds.jd@ur.ch |