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Schüttung von Gestein aus dem neuen Sisikoner Tunnel gestartet

19. September 2025

Am 17. September 2025 hat die Schüttung von Gestein aus dem neuen Sisikoner Tunnel im Urnersee begonnen. Zunächst werden 0,3 Millionen Tonnen mit dem Lastwagen nach Flüelen gebracht. Mit der parallelen Anlieferung aus dem zweiten Gotthard-Strassentunnel steigen die logistischen Herausforderungen stark an.

Vergangenen Mittwoch hat im Urnersee die Schüttung von Gesteinsmaterial aus dem Bau des neuen Sisikoner Tunnels gestartet. Bis 2033 erhält die Axenstrasse mit dem Sisikoner Tunnel und dem Morschacher Tunnel eine neue Linienführung. Beim Bau des 4,44 Kilometer langen Sisikoner Tunnels fallen rund 1,4 Millionen Tonnen Gestein an, das für die Seeschüttung Urnersee genutzt werden kann. Davon werden etwa 0,3 Millionen Tonnen per Lastwagen aus den Vortrieben in den Gebieten Dorni und Gumpisch nach Flüelen gebracht. Der übrige Teil des Materials aus dem Sisikoner Tunnel wird ab Frühjahr 2026 per Schiff angeliefert.

Neuer Umschlagplatz in Flüelen
«Im Industriehafen Flüelen wurde für unsere Materiallogistik ein neuer Umschlagsplatz realisiert», sagt Roland Senn, Projektleiter der Seeschüttung Urnersee. Die Lastwagen mit Gestein aus dem Erschliessungsstollen Dorni sowie aus dem Vortrieb Gumpisch entladen ihre Fracht in eine eigens dafür erstellte Mulde, die parallel zur Anlegestelle verläuft. Vor dem Verlassen des Hafenareals durchfahren die LKW eine Radwaschanlage, damit das öffentliche Strassennetz nicht verschmutzt wird. Aus der Mulde wird das Schüttmaterial mit einem Bagger auf die Klappschiffe verladen. «Um die Lärmbelastung zu reduzieren, wurden um die Verladestelle seeseitig Lärmschutzwände errichtet», ergänzt Roland Senn. Mit dem Start der Ausbrucharbeiten im Axen liefert nun auch das zweite grosse Tunnelprojekt Material für die Seeschüttung Urnersee.

Zwei Grossprojekte laufen parallel
Mit den Gesteinslieferungen aus dem Sisikoner Tunnel und der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels finden neu mehrere Anliefer-, Belad- und Umschlagprozesse parallel im Industriehafen in Flüelen statt. «Die gleichzeitigen Materialanlieferungen vom Gotthard wie vom Axen stellen uns vor grosse, aber machbare logistische Herausforderungen, da die Schüttetappen und somit die nötigen Schiffsbewegungen aufeinander abgestimmt werden müssen», führt Roland Senn aus.

An Spitzentagen werden in Flüelen über 8'000 Tonnen Schüttmaterial gleichzeitig mit Güterzügen und Lastwagen angeliefert. Bei den Übergabestellen wird das Material mittels Förderbänder und Bagger auf die Nauen verladen, mit welchen es zu den Schüttstandorten transportiert und verklappt wird. Um diese Mengen zu bewältigen, wurde die Infrastruktur gezielt ausgebaut: Die Förderbandanlagen im Hafen Flüelen wurden auf eine Leistung bis zu 1’200 Tonnen pro Stunde verstärkt, zwei neue Klappschiffe beschafft und ein weiteres Schiff als Reserve organisiert. In solchen Spitzenzeiten arbeiten die Teams der Arnold & Co. AG zukünftig im Zwei-Schicht-Betrieb unter der Woche und teilweise auch einschichtig am Samstag. Roland Senn erläutert: «Dank frühzeitiger und guter Vorbereitung, den zusätzlichen Schiffen und dem grossen Einsatz aller Beteiligten werden wir auch während diesen Spitzenzeiten genügend Kapazitäten zur Verfügung stellen sowie die Qualität und Sicherheit der Seeschüttung gewährleisten können.»

Umgang mit geogenem Arsen
Ab Herbst 2026 wird Ausbruchmaterial aus Betliskalk-Formationen des Sisikoner Tunnels geschüttet, das geogenes Arsen enthält. «Das Vorkommen von geogenem Arsen war beim Axen-Projekt von Anfang an bekannt», sagt Lorenz Jaun, Vorsteher des Amts für Umwelt des Kantons Uri. Die Schüttung dieses Materials wurde in einer umfassenden Gefährdungsabschätzung geprüft. «Mehrjährige Tests und Versuche haben gezeigt, dass die Schüttung dieses Ausbruchsmaterials in den See unter Einhaltung von klar definierten Massnahmen und Auflagen ökologisch unbedenklich ist», betont der Amtsvorsteher. Die Massnahmen der Gefährdungsanalyse wurden von den Experten der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, überprüft und bestätigt.

Wichtig sei die Unterscheidung zu den geogenen Arsenvorkommen im Gotthard: Dort handelt es sich um ein separates Projekt mit einer eigenen Gefährdungsanalyse. «Diese hat gezeigt, dass sich Vorkommen, Eigenschaften und Verhalten (im Wasser) des arsenhaltigen Gesteins im Gotthard deutlich vom Gestein im Sisikoner Tunnel unterscheiden», so Lorenz Jaun. Da beim Axen das Arsen im Betliskalk nicht gleich gebunden ist, wird es kaum im Seewasser freigesetzt. «Auch das Ausbruchverfahren unterscheidet sich: Beim Axen wird gesprengt, sodass grössere Gesteinsbrocken anfallen», sagt Lorenz Jaun. Gröberes Gesteinsmaterial sinkt schneller und vollständiger auf den Grund und kann überdeckt werden. Detaillierte Kontrollpläne sichern die Einhaltung aller Schutzmassnahmen und Vorgaben.

Infobox: Zündschläuche am Seeufer

Mit dem Sprengausbruch beim Sisikoner Tunnel ist mit einem erneuten Anstieg an Zündschläuchen zu rechnen. Nebst der Beseitigung bereits an der Quelle werden die ans Seeufer angespülten Zündschläuche mit regelmässigen Uferreinigungen zusammengenommen.

Kontakt
Roland Senn, Projektleiter Seeschüttung Urnersee, 041 875 24 09 (Projekt allgemein)
Lorenz Jaun, Vorsteher Amt für Umwelt Uri, 041 875 24 21 (Thema Arsen)

Weitere Informationen
www.seeschuettung.ch/medien

Im Rudenzhafen in Flüelen wurde für das Axen-Material, das mit Lastwagen angeliefert wird
Im Rudenzhafen in Flüelen wurde für das Axen-Material, das mit Lastwagen angeliefert wird, ein neuer Umschlagsplatz mit seeseitigen Lärmschutzwänden und einer Radwaschanlage realisiert.