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Aufwertung der Aue Widen im Urserntal
Das Auengebiet zwischen Hospental und Realp weist aufgrund der heute noch bestehenden, sehr seltenen Weidengesellschaften und der darin vorkommenden, artenreichen Vogelwelt einen besonderen naturschützerischen Stellenwert auf. Die Auenflächen sind allerdings aufgrund des bestehenden Damms im Auengebiet von der Flussdynamik abgeschnitten. Die Folgen sind eine zunehmende Verwaldung, Verlandung und Entwässerung der Aue. Die auentypische Strukturvielfalt geht dadurch mehr und mehr verloren. Dies hat wiederum negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenarten. Ohne Massnahmen zur Widerherstellung der Flussdynamik in der Aue Widen kann diese negative Entwicklung nicht gestoppt werden.
Im Gebiet bestehen aber heute noch weitere Defizite. So sind heute Schwachstellen für den Hochwasserschutz der Strasse und des Bahntrasses auszumachen. Der Langsamverkehr verläuft ungesichert auf der geraden, oft mit hohen Geschwindigkeiten befahrenen Hauptstrasse. Mehrere Einmündungen in die Strasse und insbesondere die ungesicherten Bahnübergänge gefährden die Verkehrssicherheit. Im Winter mussten die Wanderer bisher auf die Langlaufloipe ausweichen. All diese Defizite sollen mit einem Gesamtprojekt angegangen werden.
Defizite werden behoben
Mit dem Revitalisierungsprojekt im Gebiet des ehemaligen Zeltplatzes wird die Abfluss- und Geschiebedynamik in den auenrelevanten Überflutungsflächen wiederhergestellt, indem der bestehende Damm im Augengebiet rückversetzt und hochwassersicher ausgebildet wird. Im südwestlichen Teil werden landwirtschaftliche Nutzflächen erhalten. Im Bereich der Brücke Steinbergen und des ehemaligen Zeltplatzes wird der Hochwasserschutz verbessert (Schutzmauer entlang Strasse und rückversetzter Damm). Als Ersatz für den gefährdeten Weg im Hangbereich wird auf dem rückwärtigen Damm und der Schüttung entlang der Strasse ein neuer Wanderweg angelegt. Dieser neue Hauptwanderweg wird im östlichen Bereich mittels einer neuen Brücke über die Furkareuss an das bestehende Wanderwegnetz angebunden. Der Weg steht in den Sommermonaten dem Langsamverkehr und in den Wintermonaten als Winterwanderweg zur Verfügung.
Bahnübergänge werden aufgehoben
In Zusammenhang mit der Aufhebung der ungesicherten Bahnübergänge erstellt die Matter-horn Gotthard Bahn auf der gegenüberliegenden Seite im Bereich der oberen Langlaufloipe eine alternative Erschliessung für die Bewirtschaftungsflächen. Mit diesen baulichen Mass-nahmen (Wegtrasse und Gewässerquerungen) und der separaten Winterwanderwegführung im Revitalisierungsprojekt wird auch die Situation für die Langlaufloipe verbessert.
Rohbau wird 2013 abgeschlossen
Nach Absprache mit den verschiedenen Beteiligten und dem Bewilligungsverfahren starteten im Mai 2013 wie angekündigt die Bauarbeiten. Ende August 2013 begannen zudem die Arbeiten für die Aufhebung der ungesicherten Bahnübergänge der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Die Gesamtaufwertung erfolgt im Rahmen des geplanten Gesamtprojekts mit zweijähriger Bauzeit. Im Jahr 2013 wird der Rohbau weitgehend fertiggestellt. Nach der Winterpause werden die Arbeiten im Jahr 2014 weitergeführt und voraussichtlich termingerecht abgeschlossen.
Die Bauarbeiten betreffen insbesondere die Randgebiete des Auengebiets und sind von der Strasse aus gut sichtbar. Die Installations- und Materialumschlagplätze auf dem ehemaligen Zeltplatz sowie die Schüttungen für den Weg bzw. die Rodungen führten auch zu vereinzelten Reaktionen in der Öffentlichkeit (siehe Kleine Anfrage im Landrat). Mit dem weitgehenden Abschluss des Rohbaus werden nun die wichtigsten Bestandteile des Gesamtprojekts für die breite Öffentlichkeit ersichtlich.
Bund, Umweltverbände und Dritte zahlen mit
Die Finanzierung des Revitalisierungsprojekts ist breit abgestützt. Neben der finanziellen Beteiligungen für Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen und den hohen Bundessubventionen haben auch Umweltverbände und weitere Dritte Finanzierungsbeiträge zugesichert oder symbolische Beiträge in Aussicht gestellt. Dank der Unterstützung dieser Institutionen konnte die Restfinanzierung durch den Kanton in den Bereichen Hochwasserschutz, Strassenbau, Auenschutz, Wanderwege und Fischerei erbracht werden. Damit kann das Gesamtprojekt zur Aufwertung des Gebiets Widen umgesetzt werden, das neben den Schutzinteressen auch die Nutzungsansprüche sicherstellt.
Auen formen sich ständig neu
Aue = Vielfalt = hohe Biodiversität
In den Auen, dem Übergangsbereich zwischen Land und Wasser, schafft der Fluss ständig neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Hochwasser und Perioden der Trockenheit, Erosion und Auflandungen sorgen für einen dauernden Wandel. Der Fluss ändert gelegentlich seinen Lauf, überschwemmt Flächen, die zuvor trocken waren, zerstört Lebensräume und lässt neue entstehen. Diese Dynamik erzeugt ein aussergewöhnliches und komplexes Mosaik von extrem verschiedenen Lebensräumen. So finden sich in den schweizerischen Auen gegen 1'200 Pflanzenarten. Das ist die Hälfte aller in der Schweiz vorkommenden Arten. Wie die botanische ist auch die zoologische Vielfalt gross: Schmetterlinge, Heuschrecken, Libellen nutzen die verschiedenen Auenbiotope im Laufe ihres Lebenszyklus. Amphibien und Fische, zahlreiche Vogel- und Säugetierarten finden hier Nahrung und Unterschlupf.
Auen sind gefährdet
In der Schweiz sind durch Gewässerkorrekturen, Eindämmung von Flüssen und Ent-wässerungen 90 Prozent der Auen verschwunden. Auch im Kanton Uri gibt es in den Haupttälern nur noch ganz wenige Ansätze von früheren Auen. Einer dieser Auenreste ist die Aue Widen im Urserntal zwischen Hospental und Realp. Sie weist als Besonderheit eine sehr seltene Weidengesellschaft auf, die sogenannte Loorberweiden-Aue. In dieser wächst auch eine nur im Furkagebiet vorkommende Weidenart (Hegetschweiler Weide). In der Aue Widen kommen bereits heute sehr seltene und gefährdete Brutvogelarten vor. Insbesondere der in der Schweiz stark gefährdete Flussuferläufer scheint die Aue Widen auch als Brutplatz ange-nommen zu haben. Die Aue Widen dient zudem als wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Mit den Revitalisierungsmassnahmen sollen diesen und vielen weiteren seltenen Tier- und Pflanzen-arten ein ausreichender Lebensraum geboten werden.
Auskunft:
Dr. Alexander Imhof, Vorsteher Amt für Umweltschutz, Tel. 041 875 24 49/079 321 98 56, alexander.imhof@ur.ch
oder
Lorenz Jaun, Projektleiter Aufwertung Aue Widen, Amt für Umweltschutz, Tel. 041 875 24 21/079 320 96 34, lorenz.jaun@ur.ch
Name | Telefon | Kontakt |
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Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion | +41 41 875 2430 | ds.gsud@ur.ch |