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«Strahlnen» soll immaterielles Kulturerbe werden

24. Juni 2025

Der Regierungsrat will sich aktiv dafür einsetzen, dass das Suchen von Kristallen und Mineralien, das «Strahlnen», in die Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz aufgenommen wird. Damit soll das für Uri wichtige Handwerk gebührend gewürdigt werden.

Die Schweiz hat sich 2008 verpflichtet, ihr immaterielles Kulturerbe (IKE) zu erfassen und sich für dessen Erhalt einzusetzen. Beim IKE handelt es sich um traditionelle Kulturformen und um lebendige Traditionen, welche die Schweiz prägen. Auf der 2013 erstmals national vereinbarten Liste (siehe Box) ist der Kanton Uri – mit Ausnahme der «Woldmanndli» – ausschliesslich im Verbund mit anderen Kantonen vertreten. Beispiele der darin aufgeführten schützenswerten Traditionen sind das Jodeln, die Fasnacht in der Zentralschweiz, die kulturellen Praktiken im Zusammenhang mit der Alpsaison (Sennenchilbi, Alpaufzug und Alpabfahrt usw.) sowie das Jassen.

Grosse Lücke
Nun möchte der Kanton Uri eine der grössten Lücken in der Liste schliessen, wie Regierungsrat Georg Simmen, Bildungs- und Kulturdirektor, erklärt: «Das ‹Strahlnen› wird in Uri seit Jahrtausenden gepflegt, wie wir durch die Funde in der Stremlücke wissen.» Es gebe kaum eine Tradition, die derart lange mit Uri verbunden sei. «Entsprechend möchten wir uns nun dafür einsetzen, dass das Suchen nach Kristallen und Mineralien als immaterielles Kulturerbe der Schweiz anerkannt wird», so Georg Simmen. In den vergangenen Jahrhunderten hätten sich rund um das «Strahlnen» zahlreiche Traditionen und Anlässe herausgebildet. Diese reichen vom Markieren der Fundstellen bis hin zu Museen und Mineralienschauen in den Bergtälern. Kristalle aus Uri waren in der frühen Neuzeit zudem eine begehrte Handelsware und wurden beispielsweise auch für Kristallleuchter im Ausland verwendet. Zudem ist die Verbindung zwischen Wissenschaft und Mineraliensuche sehr eng. Zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse zur Geologie und zur Mineralogie profitierten vom «Strahlnen». Während einzelne Strahlner aus ihrem Hobby einen Beruf gemacht haben, handelt es sich bei den meisten Kristallsuchenden um Personen, die dies als Nebenerwerb oder in der Freizeit tun.

Keine Einschränkungen
Mit den aufsehenerregenden Grossfunden oder den Entdeckungen in den Gotthardtunneln nimmt Uri im Bereich Kristalle in der Schweiz eine wichtige Rolle ein und hat für nationale Schlagzeilen gesorgt. «Uri ist ein eigentlicher Kristallkanton», sagt Georg Simmen. «Mit der Aufnahme des ‹Strahlnens› in die nationale Liste der lebendigen Traditionen erhält diese für Uri relevante Tradition die ihr zustehende Aufmerksamkeit.» Einschränkungen für die Strahlner werden sich durch die allfällige Aufnahme in die Liste keine ergeben, betont Georg Simmen. «Vielmehr geht es darum, die bestehenden Traditionen lebendig zu halten und ihnen ein gutes Umfeld zu bieten.» Konkret könne dies in der Unterstützung von Mineralienmuseen oder der Erforschung der Geschichte des «Strahlnens» geschehen.

Zusammenarbeit mit anderen Bergkantonen
Zur Unterstützung der Aufnahme des «Strahlens» in die nationale Liste der lebendigen Traditionen wird eine Zusammenarbeit zwischen den Bergkantonen angestrebt. Der Kanton Wallis hat im September 2024 bereits seine Unterstützung für das Anliegen kundgetan. «Auch mit dem Zusammenschluss vieler Urner Strahlner, dem Verein Urner Mineralienfreunden, und den Korporationen Uri und Ursern, welche das Strahlnerwesen im Kanton Uri reglementieren, beaufsichtigen und Patente herausgeben, haben wir Kontakt. Sie sind über das Vorgehen informiert», sagt Ralph Aschwanden, Kulturbeauftragter des Kantons Uri. Der Kanton wird nun in den kommenden zwei Jahren die Aufnahme des «Strahlnens» in die IKE-Liste vorantreiben.

Das immaterielle Kulturerbe

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat 2003 ein Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes (IKE-Übereinkommen) verabschiedet. Dieses zielt ab auf die Bewahrung, Förderung und Erforschung von traditionellen kulturellen Ausdrucksweisen wie Erzählungen, Musik, Theater, Tanz, Brauchtum sowie Erfahrungswissen. Am 16. Oktober 2008 ist das Übereinkommen für die Schweiz in Kraft getreten. Sämtliche Kantone, auch Uri, stimmten der Ratifikation zu. Es verpflichtet die Schweiz, das immaterielle Kulturerbe (IKE) in einer Liste zu verzeichnen. Im Jahr 2013 wurde die erste entsprechende Liste durch das Bundesamt für Kultur erstellt und veröffentlicht (www.lebendige-traditionen.ch). Alle fünf Jahre wird die Liste einer Überprüfung unterzogen. Beiträge werden dabei aktualisiert und ergänzt. Uri hat eine eigene Übersicht (Brauchtumsführer) erstellt: Die Broschüre mit dem Namen «Was Brüüch und Oornig isch» wurde von Heinz Baumann und Stefan Fryberg verfasst.

Rückfragen von Medienschaffenden
Ralph Aschwanden, Vorsteher Amt für Kultur und Sport
Telefon +41 41 875 20 96; E-Mail ralph.aschwanden@ur.ch

Mineralien, die während des Baus des Neat-Basistunnels gefunden wurden. Sie sind im Schloss A Pro ausgestellt. (Foto: Kanton Uri/Angel Sanchez)
Mineralien, die während des Baus des Neat-Basistunnels gefunden wurden. Sie sind im Schloss A Pro ausgestellt. (Foto: Kanton Uri/Angel Sanchez)